Twitter ist eindeutig im Mainstream angekommen – brace yourself

Während ich noch meine Eindrücke von SXSWi verarbeit – dem größten Festival bzw. der größten Konferenz in diesem Umfeld mit 11.000 Teilnehmern nur im Interactive-Teil – ist eine Botschaft von drüben ganz klar: Twitter ist im Mainstream angekommen und wird auch hier mit einer Heftigkeit über uns hereinbrechen die alles bisher Geschehene in den Schatten stellen wird.

Und damit meine ich nicht nur die Teilnehmer von SXSWi, die bekanntermaßen die Vorreiter dieser Szene darstellen, sondern ich meine die normalen Bürger und die Welt außerhalb des Netzes. Beispiele? Berühmte Fernsehstars weisen in ihren Sendungen auf Twitter hin und bringen Feedback aus dem Twitterstream mit in das Programm, von Nachricthensprechern auf CNN bis hin zu TV-Hosts mit Massenreichweite. Sportsendungen blenden nicht mehr die Webseite, sondern die Twitteradresse ein, und es ist nur eine Frage der Zeit bis statt http://twitter.com/name dort nur noch @name steht. Firmen, Bands, Privatmenschen, alles twittert. 

Ich habe mich auf der Cebit ein wenig mit Herrn Lobo gefetzt weil ich der Meinung bin, daß Firmen nicht warten sollten bis ihnen jemand den Namen wegnimmt, und Herr Lobo meint daß Firmen noch 2 Jahre warten können. Vor dem Trip hätte ich noch gesagt 2 Monate sind okay. Jetzt sage ich "vor zwei Monaten ist schon zu spät".

Genauso wie Twitter mehr geworden ist, wird Facebook wachsen – ich habe noch nie so viele Teenager an den Computern Facebook checken gesehen wie auf dieser Reise. Anders als Facebook ist Twitter in Amerika eine Sache für Erwachsene [Facebook ist hauptsächlich Studenten und die sind bemüht ihre Eltern fernzuhalten] und einfach zu begreifen. In Minuten zu erklären und man kann nebenbei Freunde und neue Bekannte einladen mitzumachen.

Ich bin lange genug im Netz unterwegs um solche Effekte zu kennen, und doch bin ich von der Intensität überrascht mit der Twitter angenommen und sofort in den Alltag integriert wird. Man twittert von überall – sei es vom Kaffee oder direkt von der Tanzfläche. Was übrigens eine perfekte Art und Weise ist, sich trotz lauter Musik ohne Schreien zu unterhalten. Man richtet dem Ehemann einen Account ein, damit man nicht immer von "hubby" reden muß, sondern den Namen verwenden kann. Man diskutiert, ob man die Twitternamen der Kinder vorsorglich reservieren sollte – und das von Menschen die bei Domainnamen abwinken und sagen "das braucht man weniger als Twitter". Drehbuchschreibern und Autoren wird empfohlen Namen auf Twitterverfügbarkeit zu checken. Statt E-Mail werden DM gesendet. All das sind kleine Beispiele wie sehr es in den Alltag eindringt und wie ein Song so schön sagt: "You ain’t see nothing yet".

Ist also alles happy Sonnenschein? Auf keinen Fall. Die Firma hinter Twitter muß sehen, daß sie möglichst schnell lernt mit dem System Geld zu verdienen und das alleine nur, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können. Von möglichen Gewinnen wollen wir erst mal gar nicht sprechen.

Nach dem, was ich in Austin gesehen habe bin ich sehr gespannt, wie sich die Twitter-Landschaft in den nächsten 6 Monaten verändern wird. Ich glaube das die Entwicklung uns alle überrollen kann und uns sehr schnell nach besseren Tools und Werkzeugen rufen lassen wird, um der Informationsflut (im wahrsten Sinne des Wortes) Herr werden zu können. Sechs Monate auch deswegen, weil dann das MBC Summer Camp stattfindet, das Event rund um Microblogging.

Das wird mehr als spannend.

14 Kommentare zu „Twitter ist eindeutig im Mainstream angekommen – brace yourself“

  • Hallo,

    wir haben momentan in Deutschland vielleicht 40.000 Twitternde, wenn’s hoch kommt 50.000. (http://webevangelisten.de/anzahl-deutscher-twitternutze/)

    Marketing- und PR-Fachleute sprechen dann von „Reichweite“, wenn es in etwa eine Million (!) Nutzende sind. Zwar melden sich in Deutschland wöchentlich etwa 4000 Personen neu an, aber die Millionengrenze in Deutschland ist noch weit entfernt.

    Grüße
    Thomas Pfeiffer

  • Nicole, ich kann dir nur in jedem Punkt 100% zustimmen!

    Genau deine Meinungsverschiedenheit mit Sascha über die Notwendigkeit für Firmen schon jetzt Twitter zu verwenden, hat mich auch dazu bewogen, einen ausführlichen Beitrag dazu in meinem Friendfeed-Raum zu schreiben.

    @PickiHH hat ja diese Woche auch zu diesem Thema geschrieben…

    Meine Antworten dazu finden sich hier: http://tr.im/hsxy

    lg,
    Dieter

  • Beeindruckende Schilderung. Wir sind in Deutschland noch ein Stück von diesem Szenario entfernt, aber dass es auch hier so kommen wird, glaube ich mit Sicherheit.

    Steve Rubel argumentiert ähnlich:
    http://www.micropersuasion.com/2009/03/twitter-is-peaking.html

  • Also wenn ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis mal nachfragen würde, ob einer bei Twitter angemeldet ist, würde sicherlich sehr viele „Nein“ zu hören bekommen mit der Nachfrage was denn Twitter sei!

  • Ich twittere auch für eine Berliner Buchhandlung http://www.Twitter.com/lehmanns und finde es einfacher Leser via Twitter zu treffen als vorher mit Weblog. Meine Zielgruppe der Programmierer sind auf Twitter gut vertreten und auch über lesbare! Romane klappt der Austausch erstaunlich gut. Das ein oder andere Buch wurde bereits durch Twitter via LOB.de bestellt. Mit neuen Tools ist zu rechnen und sogar Facebook sieht inzwischen erstaunlich ähnlich aus ;-P

  • Ich bin nicht zu 100% sicher, ob sich Twitter außerhalb einer gewisse Gruppe von Menschen etablieren wird. Das Twitter in den USA so boomt, hat (auch) etwas damit zu tun dass die Amis SMS erst vor ein paar Jahren entdeckt haben. Für die ist das Medium also relativ neu, während hier SMS der Grund war, warum Handys Ende der 90er rum so beliebt wurden. Es haben sich schon Kommunikationswege etabliert und die sind schwer zu ändern. Zumal der Bereich Chat/Skype im mobilen Bereich nicht zu unterschätzen ist.
    Ich habe im Moment das Gefühl, dass Facebook zur Zeit in Deutschland bessere Karten als Twitter hat, weil es über die so oft genannten Gruppenfunktionen verfügt. Twitter ist ein nacktes Kommunikationsgerüst, das ausser den 140 Zeichen wenig bietet. Alle zusätzlichen Feature (Gruppen Tweets etc) kommen von Fremdapplikationen. Wenn Facebook wie angekündigt seine Politik des „walled garden“ abschafft, Drittanbieter brauchbare Applikationen schreiben, die sich auf Symbian und Windows Mobile Handys aktivieren lassen, könnte Facebook in Deutschland die Nase vorn haben.

  • Nicole Simon:

    Thomas, ich halte Deine Zahlen für unzureichend, weil sie einfach von zu schlichten Vorstellungen ausgeht.

    Was ich immer wieder sehe ist, wie einfach man Menschen für Twitter begeistern kann, sich dort anzumelden und sofort mitzumachen. Ich habe noch nie soviele Menschen ‚konvertiert‘, aber bei Twitter wird fast jeder sofort zu einem neuen User – nicht so bei allen anderen Netzwerken geschweige denn Facebook oder anderen Diensten. Und das _gerade_ bei Leuten die sonst nicht so netzaffin sind.

    Wird es irgendwann alle Menschen erreichen? Ganz sicher nicht. Auch E-Mail ist bis heute noch nicht bei allen angekommen. Um mit dieser Entwicklung Schritt halten zu können, wird auch das Twitter Eco-System sich weiter entwickeln müssen.

    Wir stehen hier an einem Anfang von etwas, wie man es lange nicht gesehen hat. Und da kümmern mich die (angeblich) so niedrigen Zahlen in Deutschland auch nicht. Das wird sich bald stark ändern.

  • Twitter ist ein riesiger hype und in allen Medien momentan vertreten. Die Berichterstattung ist leider größtenteils nicht unbedingt positiv. Viel zu oft wird Twitter sehr kritisch gesehen und oft ist die rede von Seelenstriptease und Belanglosen, obwohl es nicht der Fall ist, es kommt halt drauf an wem man folgt und was man selber zwitschert. Bis es die Masse erreichen wird, kann locker 1 – 2 Jahre vergehen und dann stellt sich die frage, ob Twitter sich so lange behaupten kann. Es hängt meiner Meinung nach viel daran wie Twitter in naher Zukunft Geld verdienen will und das ist ein sehr sensibles Thema, was die Userzahlen angeht.

    Ein Fehler kann Gravierende folgen nach sich ziehen und die Twitterblase platzen lassen. Aber wie du schon sagtest … es wird spannend und bin froh mit an Bord zu sein …

  • […] Neuigkeit besitzt: Twitter ist im Mainstream angekommen. Ich habe gestern einen sehr spannenden Beitrag von mit140zeichen.de (was dann direkt dazu passt) gelesen, der mich zum nachdenken angeregt hat. […]

  • Twitterverbreitung…

    Utes …

  • Twitterverbreitung und Bekanntheitsgrad…

    Utes über Twitter bzw. Identi.ca und dem Nutzen, den sie daraus zieht, möchte ich für eine Feststellung nutzen: Twitter ist hierzulande nicht …

  • […] Twitter ist eindeutig im Mainstream angekommen – brace yourself […]

  • […] Den gesamten Bericht findet man hier. […]